Donnerstag, 11. Juli 2013

Pendeln in Zahlen




Jede Woche zweimal quer durch.
Mindestens.
Das sind 624 Stunden Bahnfahrt im Jahr.
Wenn es gut läuft.
42 (52) Mal Düsseldorf - Berlin hin und zurück.


Ich lasse die Zahlen für sich sprechen. Bis jetzt sind 42 Wochen von 52 um. Die im Text genannte Zahl zeigt den aktuellen Stand, die in Klammern gibt das Jahresziel an.


Zeitkonto:
1 Jahr = 12 Monate = 52 Wochen = 365 Tage = 8.760 Stunden = 525.600 Minuten.

Die Sekunden schenke ich mir.


Alles beginnt mit wöchentlich drei Stunden Koffer packen - bisher also 126, insgesamt 156 Stunden.


Weiterhin acht Stunden pro Woche Fahrt mit der Deutschen Bahn. Bei Wind, Wetter, Hitze und Hochwasser eingepfercht mit zig anderen genervten Pendlern und gestresstem Bahnpersonal, das dann auch noch alle fünf Minuten in die Lautsprecher brüllt, wo man gerade ist oder warum man ausgerechnet heute Verspätung hat. Die Anschlusszüge sind alle weg und kommen erst in drei Stunden wieder. Als Bonus gibt es diese Informationen dann auch noch auf „Englisch“. 

Zu den Fahrtstunden mit der Deutschen Bahn kommen auf jeder Strecke noch zwei Stunden Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Bahnhof hin und von dort zum innerstädtischen Ziel. Das sind insgesamt zwölf Stunden Pendelei jede Woche. Wartezeiten wegen Zugausfalls, Hochwassers oder Verspätungen nicht mitgerechnet.


Fahrtzeit in öffentlichen Verkehrsmitteln:
Zwölf mal 42 (52) sind 504 (624) Stunden reine Fahrtzeit. Das entspricht 21 (26) Tagen. Das sind volle drei Wochen (dreieinhalb Wochen) - ein ausgedehnter Jahresurlaub (fast ein ganzer Monat) mit dem einzigartigen Service der Deutschen Bahn. Schales Bier, schlaffe Brötchen, billige Kekse und ekelhafte Toiletten. Drei-ein-halb-Wochen-lang. Und als Sahnehäubchen obendrauf die großartigen Lautsprecherdurchsagen. Genauso stelle ich mir die Hölle vor.

Wer pendelt, verbringt oft mehr Zeit in Zügen oder
am Bahnhof als mit seiner Familie.
Die Arbeitszeit ist da noch nicht eingerechnet.

Überwundene Distanz:
In Kilometern sind das rund 580 Kilometer pro Strecke, 1.160 Kilometer pro Woche, 60.320 Kilometer pro Jahr - die Extrafahrten mal nicht mitgerechnet. Der Erdumfang misst gut 40.000 Kilometer. Herr Zumbrechenflexibel ist also in einem Jahr anderthalb Mal ¢rum. Und hat auch alle Klimazonen mitgenommen: von krachend kalt bis unmenschlich heiß.


Geteiltedoppelte Einsamkeit:
Der unerfreuliche Zustand dauert bisher 294 Tage und ebenso viele Nächte. Etwa 168 Nächte - Urlaube und Feiertage mal nicht mitgerechnet - haben wir seit Oktober in unterschiedlichen Städten verbracht. Ich mit der Brut in einem schönen Haus mit Garten, er - lassen wir das. 42 (52) weitere Tage sind Home Office Tage und damit weder Fisch noch Fleisch. Nur zwei Tage pro Woche sind wir wirklich alle zusammen. Das sind 104 Tage im Jahr inklusive Schlafzeiten, in denen alle Höhen und Tiefen des Familienalltages Platz finden müssen. Spannend. Nee. Dicht. Zum Bersten dicht.


Aber dafür haben wir Platz: Insgesamt 9 Zimmer, etwa 230 Quadratmeter PLUS Garten, verteilt auf die gesamte Republik. Kosten des erweiterten Lebensraums: Rund 12.000 Euro - die vergammelten Lebensmittel in getrennten Kühlschränken mal nicht mitgerechnet. Dazu kommen noch empfindliche Verdienstausfälle durch Kinderbetreuung, erhöhter Bedarf an professioneller Unterstützung in der Haushaltführung/Kinderbetreuung.



Alles für den Job.

Lohnt sich.

Echt. 

+++ Eilmeldung +++ Eilmeldung+++ Eilmeldung+++ Eilmeldung+++

Herr Zumbrechenflexibel stand heute zwei Minuten am Gleis und versuchte VERGEBLICH in seinen Zug einzusteigen. Die Türen waren zu und blieben zu, obwohl ein Zugbegleiter seine Bemühungen, in den Zug zu gelangen, beobachtet hatte. Er musste mitansehen, wie der Zug ohne ihn vom Gleis rollte und den nächsten nehmen. Ankunftszeit statt 20.23 Uhr 21.38 Uhr. LIEBE BAHN, das ist verschenkte Lebenszeit eurer Kunden. Aus Rücksichtslosigkeit eures Personals. Echt zum Kotzen.

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